Fremdschämen für Einsteiger

Es ist dieser Tage nicht immer einfach, bei der morgentlichen Zeitungslektüre den eigenen Kaffeebecher nicht vor Schreck über die Tastatur zu kippen, weswegen meine Tasse jetzt ab sofort auch einen Mundschutz bekommt, um Schlimmeres zu verhindern.

Es ist auch wirklich nicht fair vom Magazin der Stern, dass sie ganz heimlich und ohne Triggerwarnung von Boulevard direkt auf Hofberichterstattung der Regierung umgeschaltet haben. Und so musste ich völlig unvorbereitet heute diese Zeile lesen:

Bevor Sie sich jetzt den Text antun, wovor ich ausdrücklich warne, gebe ich hier eine kurze Zusammenfassung in einer Versform, die zumindest jenen bekannt vorkommen dürfte, die sich noch an die Zeit vor den landesweiten Kirchenschließungen erinnern können:

Mutti unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Deine Wiederwahl komme, dein Wille geschehe.
Wie in der EU, so in Deutschland.
Unsere tägliche Steuer nimm uns heute,
und vergib uns unseren Unglauben.
Amen


Hier finden Sie auch den Link zu dem gesamten, devoten Erguß, der offiziell unter Kommentar geführt wird, aber jeden Journalisten, der noch einen Funken Ehre im Leib hat, sofort zur Fassungslosigkeit, alternativ zum Verzweifeln bringt. Hier ein Ausschnitt zur zweifelhaften Vorfreude, aber sagen Sie jetzt nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt:
„Und nicht zuletzt Angela Merkel. Ihre Besonnenheit, analytische Kühle und ihr Weitblick sind genau das, was wir in einer solch beispiellosen Situation brauchen. Wie froh können wir sein, dass Merkel noch da ist. Dass sie es ist, die uns durch die Pandemie steuert…..Angela Merkel ist keine Machtpolitikerin, sie ist keine, die regiert um des Regierens Willen. Sie ist demütig, stellt ihr Wirken in den Dienst des Landes……Wenn Merkel entscheidet, hat sie nicht den persönlichen Vorteil vor Augen, sondern das Wohl ihrer Landsleute. Auch, wenn ihr in derFlüchtlingskrise und von rechten Hetzern das Gegenteil unterstellt wurde: „Wir schaffen das“, hat Merkel gesagt. Und wir haben es geschafft. Genauso werden wir auch durch diese Epidemie kommen – wenn wir auf unsere Kanzlerin hören. Und das sollten wir, denn wir wissen, dass wir uns auf sie verlassen können.“

Ich suche noch nach dem passenden Emoji bei Twitter und Facebook, um beim nächsten Mal die einsetzende Sprachlosigkeit angesichts solcher Texte mit Piktogrammen wortlos zu kommentieren, habe da aber eine ernsthafte Angebotslücke entdeckt: Es gibt keinen Fremdschäm-Emoji. Es müsste eine Mischung sein zwischen hochrotem Kopf und leichtem Erbrechen. Sollte jemand also gute Beziehungen haben ins Silicon Valley, bitte ich dringend darum, das Repertoire der angebotenen Emojis in Auftrag zu geben, gerne auch in den Varianten mit diversen Hautfarben und natürlich allen verfügbaren Geschlechtern.

Da wir es offenbar heute mit dem „Tag des Fremdschämens“ zu tun haben, obwohl Wikipedia das gar nicht vorher gemeldet hat, noch ein Nachtrag von der lustigen Partei der Mauertoten. Die feiern heute nämlich einen wunderbaren runden Geburtstag: 150 Jahre Genosse Lenin! Auch in Krisenzeiten sollten wir nicht vergessen, unsere liebsten Massenmörder zu feiern und ihrer zu Gedenken. Soviel Zeit muss sein. Immerhin hat er mehr Tote geschafft, als so eine lächerliche Corona-Pandemie.

Noch wissen wir nicht, wie DIE LINKE die Feierlichkeiten gestaltet hat. Gemeinsames Russischer-Zupfkuchen-Essen, oder ein fröhliches gemeinsames Happy-Birthday-Singen in der Skype-Konferenz? Ich hoffe sehr, dass uns noch Bilder erreichen.


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