Radikalisierungen fangen immer romantisch mit Weltverbesserern an und geraten dann aus dem Ruder. Das war bei der deutschen Terrortruppe RAF nicht anders und droht gerade, sich mit einer bejubelten grünen Klima-RAF zu wiederholen. Der aktuelle Roman „Schwarzer Winter“ von Giuseppe Gracia erzählt erschreckend aktuell das Abrutschen von ideologisierten (Wohlstands-)Kindern in eine Radikalität, die gerne auch Zerstörung von Sachen und Menschen riskieren darf. Die Rettung der Welt bekommt man schließlich nicht ohne Opfer!
Geschrieben war das Buch bereits fertig vor einem Jahr (ich weiß es, weil ich das Manuskript in die Finger bekam und schon vor Druck verschlungen hatte) – bei Erscheinen gerade könnte es aktueller nicht sein. Gerade kleben die Klima-Kids auf den Berliner Straßen oder auf Rollfeldern und ich stelle fest: Der Kollege Giuseppe Gracia hat die schleichende Radikalisierung dieser Bewegung ganz schön prophetisch eingefangen in seinem Plot. Oder muss man dafür gar nicht Prophet sein, sondern einfach nur ein feiner Beobachter, wie sich Geschichte jederzeit zu wiederholen droht, wenn wir nicht achtgeben? Oder wenn wir den stattgefundenen Terrorismus im eigenen Land bis heute nicht wirklich aufarbeiten. Bis heute romantisieren doch in der Tat auch die linken Mitläufer von früher die Anschläge und Morde der RAF. War ja für eine gute Sache und gegen das Schweine-System und die blöde Springer-Presse und so.
Die Che Guevaras für Anfänger sammeln sich heute neu, diesmal im Namen des zu rettenden Klimas, aber immer noch gegen die Springer-Presse. Es ist so blöde wie durchschaubar. Und das erklärt auch die klammheimliche Freude des grün-linken Establishments, das sich nur halbherzig von den kleinen Klima-Nervensägen distanzieren mag, selbst da, wo sie Rettungswagen blockieren, Anschläge auf Ladenlokale und Infrastruktur tätigen oder die Polizei von Baumhäusern aus mit Steinen bewerfen.
Antikapitalismus und Antifaschismus inklusive Klimarettung ist der „heiße Scheiß“ der Generation Übersatt. Eingebettet in eine unerfüllte Liebesgeschichte erzählt nun Giuseppe Gracia das Abrutschen der Hauptprotagonistin (natürlich eine Frau, heute retten die Luisas und Gretas die Welt) es darf der Bad Boy nicht fehlen und natürlich die Mitläufer und die Durchgeknallten.
Was mit der Klimarettung anfängt, gerät außer Kontrolle. Gewalt wird plötzlich zum legitimen Mittel. Es ist schließlich 5 nach 12. Und es stellen sich auch im Roman abseits der wohlstandsgelangweilten Kinder, die sich „für das Klima“ engagieren und den Weltuntergang herbeireden, die Fragen nach den Hintermännern, den Geldgebern und ihren Interessen. Es sind auch andere bereit, über Leichen zu gehen….
Die Figuren sind mitreißend gezeichnet (mein Lieblingsprotagonist ist eindeutig Popeye). Ich habe es bis zur letzten Zeile aufgesogen. Ganz großartiger Roman und unbedingte Leseempfehlung.
Und wer dann noch Nachschub in Sachen Gracia braucht, dem empfehle ich als Nachlese „Der Abschied“. Auch ganz großes Kino.